Fotografien von verlorenen Freunden, peinlichen Partyexzessen oder verhängnisvolle Momentaufnahmen – Bilder, die Erinnerungen wachrufen, die zu schmerzhaft sind, um sich mit ihnen auseinanderzusetzen, aber auch zu wertvoll, um sie ganz aus dem Leben zu verbannen: „Too Hard To Keep“ – so lautet der Titel des Projekts von Jason Lazarus.
2010 begann der in Florida lebende Künstler damit, die Öffentlichkeit aufzurufen, ihm Fotografien, die mit peinlichen oder schmerzhaften Erinnerungen verbunden sind, zu schicken. Alle Beiträge werden seit dem sorgsam archiviert. Zur Ausstellung „Innere Sicherheit / The State I Am In“ des Photoszene-Festivals 2016 setzt er sein Projekt fort.
Teilnahme am Großprojekt „Too Hard To Keep“
Jeder, der sich angesprochen fühlt, darf dem Künstler seine unschönen und unangenehmen Bilder, die bislang tief in Kisten auf Dachböden und Kellern verborgen waren, zur Verfügung stellen. Es können digitale oder analoge Fotografien, gerahmte Bilder oder Fotoalben sein. Voraussetzung ist, dass digitale Bilder nach dem Absenden vom eigenen Computer gelöscht werden.
Jedem Einsender ist freigestellt, ob sein Beitrag öffentlich mit anderen Arbeiten aus diesem Archiv gezeigt werden soll oder nur von seiner Rückseite. Darüber hinaus können Bildstellen auch mit einem Stift übermalt werden, wenn dies gewünscht ist.
Eine Erklärung, warum diese Bilder mit unangenehmen Erinnerungen behaftet sind, oder eine Absenderinformation ist nicht erforderlich. Die Fotografien werden losgelöst von ihrem Kontext vom 16. September bis zum 25. Oktober 2016 in Sankt Gertrud: kirche + kultur zu sehen sein (der Künstler behält sich eine Auswahl vor).
Ein Archiv gegen das Vergessen
Für den Sender kann es eine Befreiung oder Läuterung sein, sich von den Bildern zu trennen. Für die Betrachter ergeben sich unter dem Aspekt „Too Hard To Keep“ vielfältige Assoziationsspielräume.
Da sich das Archiv ständig erneuert, erhalten Bilder immer wieder neue Kontexte. Mal mehr, mal weniger offensichtlich offenbaren sich zutiefst persönliche Augenblicke, treffen den Nerv der Sensationsgier bei den Betrachtern. Diese erleben die Emotionen aus sicherer Distanz, ohne selbst betroffen zu sein.
Durch die dem Absender überlassene Entscheidung, wie die Erinnerungsbilder präsentiert werden, zeigt sich ein sensibler Umgang mit dem Persönlichen. Ohne sich zu offenbaren oder bloßzustellen, birgt das Abschiednehmen von den Bildern die Möglichkeit abzuschließen. Die Bilder erhalten zugleich ihre Wichtigkeit zurück: "a place that gives the images another kind of poetic possibility" (Jason Lazarus im Interview: dailylife.com.au)
Im Kontext der Ausstellung „Innere Sicherheit / The State I Am In“ steht die Verknüpfung von Emotionen und Erinnerungen und die Frage nach der Wichtigkeit von Fotografien für das Andenken an die Vergangenheit im Fokus.
Jason Lazarus (*1975) lebt und arbeitet als Künstler, Dozent, Kurator und Autor in Florida. Sein Langzeitprojekt „Too Hard to keep“ begann 2010 und ist als digitales Archiv angelegt. 2003 schloss Jason Lazarus sein Studium am Columbia College, Chicago ab. Er arbeitet von der Fotografie ausgehend mit Objekten und digitalen Daten installativ im Raum.
Infos zur Teilnahme
Fotografien, digital oder analog, Fotoalben oder andere Foto-Objekte können bis zum 1. September 2016 direkt an die Photoszene geschickt werden. Bitte vermerkt den Umschlag unbedingt mit „THTK“.
Internationale Photoszene Köln
Stichwort: „THTK“
Körnerstr. 6-8
50823 Köln
Digitale Fotografien müssen nach dem Absenden vom Absender gelöscht werden. Mit der Teilnahme werden die Bildrechte an Jason Lazarus übertragen.
toohardtokeep@gmail.com
Weitere Infos unter toohardtokeep.blogspot.com