Der Leipziger Günter Karl Bose hat für „The Fleck“ eine sehr eigene Form gefunden, die alte Flagge der DDR, die er in einem alten Lager der Hochschule fand und die zerstört werden sollte, zu erhalten. Er fotografierte sie in Details ab, auf jeder Doppelseite des Buches erkennen die Betrachter nur einen kleinen Ausschnitt. Der Versuch der Zerstörung aller sichtbaren Erinnerung an die DDR, der im Abriss des Volkspalastes in Berlin und des Neubaus eines alten Schlosses besonders sichtbar wird, stellt die Frage, welche Version von Geschichte eigentlich erhalten bleibt.
Marc Thümmler konfrontiert in seinem Kurzfilm „Radfahrer“ Schwarz-Weiß-Fotografien des Fotografen Harald Hauswald mit Beobachtungen der Stasi über den Fotografen. Zu sehen sind Harald Hauswalds Bilder, die im Ost-Berlin der 80er Jahre entstanden; aus dem Off zu hören sind Auszüge aus Hauswalds Stasi-Akte. Die Überwacher des Fotografen, die Interpreten seines alltäglichen Lebens, werden außerdem Kritiker seiner Fotografie, die versuchen, die Bilder zu entschlüsseln und zu beurteilen.
Im Video „Demolition“ des chinesischen Künstlers und Filmemachers Huang Xiang ist zunächst eine Performance zu sehen: Huang ritzt mit einem Skalpell das chinesische Schriftzeichen für Demolition in den Körper eines aufrecht stehenden, nackten Mannes. Die Präsentation des Fotos im Fenster des Studios des Künstlers in einer kleinen lokalen Hutong-Gasse führt zu Diskussionen mit den Anwohnern. Es wird darüber gestritten, was Kunst ist und wo Kunst seine Berechtigung hat: in der Öffentlichkeit, in Wohngebieten oder in ausdrücklich für die Kunst geschaffenen Orten oder Stadtteilen.
Einen anderen Umgang mit Bildern beschreibt der Amerikaner Jason Lazarus mit seinem Projekt „Too hard to keep“. Er hat Menschen aufgefordert, ihm Bilder zu senden und zur Verfügung zu stellen; Bilder, die sie nicht mehr besitzen wollen – weil sie mit traurigen oder schlechten Erinnerungen verbunden sind. Mit Fotografien werden Emotionen und Erinnerungen verknüpft, und sie sind wichtig und notwendig für das Andenken der Vergangenheit.
Für diese Position sind die geschützten Räume der Kirche Sankt Gertrud besonders gut geeignet. (Der Architekt Gottfried Böhm ist übrigens der Vater des Architekten Paul Böhm, der die Moschee in Köln Ehrenfeld geplant hat.)
Kirche Sankt Gertrud
Krefelder Str. 57
50670 Köln - Alsstadt Nord
17.09. – 25.09.2016
16.09.2016 18.00h
17. – 25. Sept 11h – 19h (außer Mo)
23. Sept bis 22h
Künstler- und Kuratorenführung (Treffpunkt Ebertplatzpassage)
17.09.2016 14.00h