In den Ausstellungsräumen in der Ebertplatzpassage sind fünf künstlerische Positionen zusammengetragen, die sich u.a. auch mit der Frage nach Sichtbarkeit beschäftigen.
Das „Revolutionäre Archiv“ des Frankfurter Künstlers Jochem Hendricks zeigt Polizeifotos aus den Hochzeiten der RAF – verdeckte Film- und Fotoaufnahmen von politischen Auseinandersetzungen, Demonstrationen, Hausräumungen, Banküberfällen oder Unfallkatastrophen aus den Jahren 1973 bis 1985. Gemeinsam mit Magdalena Kopp hat er die Bilder entwickelt, vergrößert, aufgezogen und gerahmt. Im LABOR ist eine Auswahl dieser umfangreichen Sammlung zu sehen.
Der Kölner Max Regenberg fotografiert seit vielen Jahren Werbung im öffentlichen Raum. Auf den Werbeflächen am Ebertplatz sind ausgewählte Motive von Straßenszenen mit Plakaten der immer noch diskutierten und in den 90er Jahren sehr umstrittenen Kampagne zu sehen, die Oliviero Toscani für Benetton konzipiert hat. Die Debatte um die Frage, was Werbung kann und darf, wie Fotografie im öffentlichen Raum wirkt und wahrgenommen wird, hat Max Regenberg in einem umfangreichen Archiv im LABOR zusammengetragen.
Nicht sichtbar sind die Transaktionen der Hochgeschwindigkeits-Broker, die in ihren Büros einen erheblichen Einfluss auf unsere Gesellschaft und Zukunft haben. Die in Chicago lebenden Künstler Beate Geissler und Oliver Sann haben für ihre Arbeit „Volatile Smile“ in diesen Büros fotografieren können. Wir sehen Schreibtische und gesichtslose Geräte, die fast selbständig Geschäfte abschließen. Nicht geplant war anfänglich die Frage nach Zensur: die Firma, die die beiden Künstler erst in ihren Büros hat fotografieren lassen, versucht nun, Einfluss zu nehmen und die Bilder zu kontrollieren. Auf diesen Übergriff reagieren die Künstler mit der Übermalung einiger Bilder und mit der Entwicklung neuer Bilder für die Installation, die in den Räumen von GOLD+BETON zu sehen ist.
In der Tiefgarage sind mit „The Pier“ Fotografien und Videos des Schweden Nils Petter Löfstedt zu sehen. Gemeinsam mit einer Gruppe von Freunden hat er in Malmö einen vergessenen unterirdischen Raum unter einem Pier entdeckt, für sich erobert und dort für eine kurze Zeit einen Ort gefunden, in dem sie zusammen sein und feiern konnten – und der am Ende eher aus bürokratischer Ideen- und Hilflosigkeit von der Stadt wieder zerstört wurde.
Der Japaner Ryudai Takano beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Fragen nach Sexualität, der Gender-Identität und Intimität. Er ist einer der wenigen japanischen Fotografen, der früh begann, farbige Porträts zu fotografieren; in seinen Fotografien (unter anderem in der Serie „In my Room“) zeigt er Bilder von Menschen, die in Japan immer noch eher unauffällig leben und nicht sichtbar sind. Sie treffen sich in einer kleinen Szene, in Bars, Restaurants und Clubs; Takano hat sie zu sich eingeladen, um im geschützten Raum seines Studios behutsame Porträts zu machen. In den Räumen von BRUCH & DALLAS reagiert er auf die halb-öffentliche, halb-private Situation des Ortes.
Kunsträume am Eberplatz BRUCH & DALLAS, GOLD+BETON, LABOR, Tiefgarage
Ebertplatz
50668 Köln - Altstadt Nord
17.09. – 25.09.2016
16.09.2016 20.00h
17. – 25. Sept 11h – 19h (außer Mo)
23. Sept bis 22h
Künstler- und Kuratorenführung
17.09.2016 14.00h