Der Handapparat ist ein kuratorisches Medium, durch das Katja Stuke und Oliver Sieber das Thema der »Inneren Sicherheit« in seiner Komplexität ergänzen und nach und nach anreichern wollen. Vergleichbar mit Bibliotheks-Apparaten hinterfragen und erweitern sie das Thema, stellen weitere sehenswerte FotografInnen vor und empfehlen Filme, Musik und Bücher.
Etwas zu spät erschienen für die Festival-Ausstellungen. Aber ein guter Tipp hier im Handapparat: In seiner künstlerischen Arbeit setzt Arwed Messmer die Archivmaterialien über die Entführung des Westberliner CDU-Politiker Peter Lorenz im Jahr 1975 durch eine Reihe von Entscheidungen über Material, Größe, Ausschnitt und Platzierung zueinander in Beziehung, erschließt sie so erstmalig visuell und verknüpft sie in seiner nicht linearen Erzählung mit eigenen Photos.
Eine ähnliche Strategie nutzt Fujii Hikaru, der sich mit koreanischen Studetinnen und Studenten mit amerikanischen Propagandafilmen über Japans Bildung während des Zweiten Weltkriegs aber natürlich auch mit der japanischen Vergangenheit und der Beziehung zu Korea auseinandersetzt.
Patrícia Almeida hat außerdem eine Form gefunden, Nachrichten-Bilder nach zu inszenieren, und so eine ganze eigene Bildsprache entwickelt.
Bei Offprint sind wir auch Ghost Editions aus Portugal getroffen. Patrícia Almeida und David-Alexandre Guéniot haben verschiedene interessante Möglichkeiten gefunden, mit der politischen und ihrer persönlichen Situation zu befassen.
In der Ausstellung »Innere Sicherheit« zeigen wir u.a. den Film Radfahrer von Marc Thümmler, der sich mit der Stasi-Überwachung des Ost-Berliner Fotografen Harald Hauswald beschäftigt. In der taz lesen wir gestern über die Fotografin Marily Stroux wurde 28 Jahre lang vom Hamburger Verfassungsschutz observiert wurde.
Die beiden jungen Filmemacherinnen Julia Leser und Clarissa Seidel sind nach der Fukushima-Katastrophe monatelang in Japan gewesen und haben dort mit der Kamera beobachtet, wie sich die Anti-AKW-Bewegung in Japan formiert. Sie zeigen, wie sich eine Gruppe junger Menschen mit viel Spaß, aber auch großer Ernsthaftigkeit auf eine Großdemo in Tokio vorbereiten, zu der 500 Menschen erwartet werden. Sie sind auch dabei, als schließlich mehr als 15.000 Menschen gegen Atomkraft und für mehr Demokratie auf die Straße gehen.
Sammy Deluxe hat BAPs Kristallnacht neu interpretiert.
»Ich habe mich vom Differenzfeminismus der sechziger Jahre gelöst und ihn um die Idee erweitert, dass im Zyklus wiederholten Lebens das Geschlecht wechselt und das die beste Möglichkeit ist, die Genderproblematik zu lösen.« sagt Katharina Siverding in einem ZEIT Interview.
Haftbefehl und Xatar über Rechtspopulisten und Bigotterie: und schuld ist natürlich der Flüchtling.
Der Film von Dorie Dörrie aus dem Jahr 2008 erzählt die Geschichte des unheilbar erkrankten Rudi, der nach dem unerwarteten Tod seiner Frau Trudi nach Japan reist, um vor Ort deren versäumtes Leben nachzuholen.
Frank und Simone haben sich einen Traum erfüllt und leben mit ihren beiden Kindern in einem Reihenhäuschen am Stadtrand. Sie sind ein glückliches Paar, bis zu dem Tag, an dem bei Frank ein inoperabler Hirntumor diagnostiziert wird. Die Familie ist plötzlich mit dem Sterben konfrontiert. Halt auf freier Strecke, ein Film von Andreas Dresen aus dem Jahr 2011.
Warum läuft jemand Amok? Falling Down erzählt die Geschichte eines Mann, bei dem aufgestauter Frust und Aggresssion durch verschiedene äußere Ereignisse, Begegnungen, Unwilligkeiten, fehllaufende Kommunikation im an einem heißen Tag in LA so weit führen, dass er wirklich gewalttätig wird.
Marvin Heiferman, der auch einen Beitrag für das photoszene Magazin LFritz geschrieben hat, hat 2012 Photography Changes Everything herausgegeben. Das war der Anlass für diese Diskussionsrunde im Smithsonian American Art Museum. Es geht um Fotografie heutzutage, Fotografie und Terror/Politik, Überwachung, Fotografie in sozialen Netzwerken und einiges mehr. Sehr empfehlenswert.
Der Kanadier Miles Collyer hat für seine Serie TrackTop Masks Selbstportraits mit Skimasken fotografiert. Die Skimaske ist ein sehr geschmähtes Mode Accessoir. Die Balaclava wird in erster Linie mit Ominösem, Gefährlichem oder Unangenehmen in Verbindung gebracht: Terrorismus, Kriminelle oder bestenfalls mit extrem kaltem Winter.
Ein weiterer Filmtipp der Traumathek: Brazil.Terry Gilliam aus dem Jahr 1984. In einem totalitären Überwachungsstaat in nicht allzu ferner Zukunft gerät der Buchhalter Sam Lowry, durch eine Verwechslung mit dem gesuchten Terroristen Harry Tuttle in Schwierigkeiten mit Obrigkeit und Ordnungskräften. Als er sich dann noch in eine schöne Widerstandskämpferin verknallt, ist es für eine Rückkehr in die Normalität zu spät. Ja, das ist wahr; den Film sollten man immer mal wieder schauen.