Der Handapparat ist ein kuratorisches Medium, durch das Katja Stuke und Oliver Sieber das Thema der »Inneren Sicherheit« in seiner Komplexität ergänzen und nach und nach anreichern wollen. Vergleichbar mit Bibliotheks-Apparaten hinterfragen und erweitern sie das Thema, stellen weitere sehenswerte FotografInnen vor und empfehlen Filme, Musik und Bücher.
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Der in Dubin und Berlin lebende Mark Curran beschäftigt sich in seinen Recherchen schon seit Jahren mit Fragen des Marktes und der Finanzwelt. Das Video Algorithmic Surrealism entstand 2015 im Amsterdamer Zuidas Global Financial Distric. In der Limerick City Gallery of Art hat er ebenfalls 2015 unter dem Titel The Economy of Appearances verschiedene Langszeitprojekte ausgestellt.
»Alles nur künftige Ruinen, Material für die nächste Schicht« textet Blixa Bargeld. – Heute bekommen wir eine Freundschaftsanfrage eines Fotografen aus Istanbul, die wir gerne annehmen. In seiner Timeline finden wir einen Eintrag zwischen Nachrichten und Informationen über Fotografen in der Türkei, den Link zu diesem Video der Einstürzenden Neubauten. Darin das Video mit Robert Oppenheimer »Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten.«. In der weiteren Recherche stoßen wir auf einen Artikel im Standard im weitestens Sinne über Technik und Gesellschaft und »wissenschaftliche Experimente die geschlossenen Räume der Labore verlassen haben und die Gesellschaft selbst zum Labor geworden ist«. Darin findet sich auch eine Abbildung der Insel Runit im Eniwetok-Atoll, wo heute unter einer 40 Meter dicken Betonschicht die radioaktiven Überreste US-amerikanischer Atomwaffentests begraben liegen. Der steigende Meeresspiegel droht die nur wenige Meter hohe und bereits bröckelnde Kuppel zu fluten. Die verstrahlten Abfälle würden dann ins Meer gespült werden. Zusammenfassen kann man es vielleicht mit einem weiteren Zitat, diesmal von Jacob Augstein wieder in der facebook-Timeline: »Wenn man unsere Gegenwart mit einem Wort beschreiben sollte, dann wäre es Überforderung. Es ist zu viel. Zu viele Informationen zur gleichen Zeit.«Immer schon passierte alles gleichzeitig, an den unterschiedlichsten Orten der Welt. Gilt noch:»der Mensch heißt Mensch, weil er vergisst, weil er verdrängt« oder befinden wir uns gerade in einem Experiment der Überfordung durch die Technik der Kommunikation.
Ein neuer Tipp der Traumathek, unserer Lieblings-Videothek in Köln: Battle of Algiers Der Film zeigt in einer bemerkenswert authentischen Art Ereignisse des Französisch-Algerischen Konfliktes von 1954 bis 1962. Die Algerische Nationale Befreiungsarmee greift zu terroristischen Mitteln, um dem französischen Kolonialismus ein Ende zu bereiten. Die französische Regierung setzt daraufhin paramilitärische Truppen ein, die die Aufständischen in Algiers bekämpfen sollen, egal wieviel Gewalt dafür notwendig sein wird. Musik: Ennio Morricone. Goldener Löwe in Venedig: 1966
Was diese neue Post-Punk-Klasse von vielen anderen deutschsprachigen Bands unterscheidet […] Es geht darum, auszuloten, wie man 2016 über eine brüchige Gesellschaft sprechen kann. Mit sperrigem Sound und mit spröden Worten schreibt die taz im Juli 2016 über die neue Generation von Band wie Human Abfall, Messer oder Die Nerven, bei denen dringliche und unbeantwortete Fragen nach Gegenwart und Zukunft sind bei all diesen Bands in den Sound eingeschrieben seinen.
Inch by Inch, House by House, Alley by Alley lautet der Titel des Buches der italienischen Fotografin Giovanna Silva, der sich auf die letzte Fernsehansprache Muammar al-Gaddafi, die er 2011 hielt, bezieht. Es ist ein Buch über Lybien im Bürgerkrieg in Gegenüberstellung Bildern Gaddafis und kurzen Texten, die Ereignisse chronoligisch einordnen.
When home won't let you stay ist der Titel einer Ausstellung und eines Buches, das an der Angewandten in Wien entstand. Sie versuchen Möglichkeiten sozioökonomischer und politischer Entwicklungen hin zu einer bewusst gelebten Koexistenz zu thematisieren – nicht als eine temporäre Lösung der unmittelbaren Katastrophe, der sogenannten „Flüchtlingskrise“, sondern als Konfrontation mit unseren individuellen und kommunalen Zugängen zum Menschsein per se.
Ist es wichtig heutzutage Bilder von zerstörten menschlichen Körpern zu zeigen und anzuschauen? Diese Frage stell Thomas Hirschhorn in seinem 2012 entstandenen Video Touching Reality.
In Arles haben wir das Langzeitprojekt der spanischen Fotografin Laia Abril kennen gelernt: A History of Misogyny. Eine ziemlich umfangreiche und sehr eindrucksvolle Arbeit über Abtreibung, Hass und religiöser Verlogenheit.
Sowohl Dorothea Lange als auch Ansel Adams haben in Manzanar, CA fotografiert, einem Lager, in dem die US-Amerikaner während des Zweiten Weltkriegs japanischstämmige Amerikaner interniert hatten. Auch ‚Captain Sulu‘ hat seiner Kindheit in einem solchen Lager verbracht. George Takei thematisiert in seinem Musical »Allegiance« diese Erfahrungen und sprich auch darüber, was es bedeutet, wenn aus Angst vor Einzelne ganze Gruppen von Menschen in Lagern eingesperrt werden.
Ich finde ja, dass die Familie in »Die innere Sicherheit« hochpolitisch ist. All das, was da untereinander mit Worten und mit Blicken hergestellt wird, ist politisch – Mikropolitik. […] Wie kann ich diese Zelle zusammenhalten und durch die Welt bringen und dabei kein Machtmensch sein? Diese Familie hätte ja nicht fünfzehn Jahre Bestand gehabt, wenn sie verdrängen würde, wenn sie unkommunikativ würde, wenn sie nicht transparent sein würde. Christian Petzold im Interview, intro Januar 2001.
Der französische Fotograf Mathieu Asselin hat vier Jahre lang in den USA und Vietnam über den Chemi- und Plastikkonzern Monsanto recherchiert und fotografiert. In seiner Arbeit kombiniert er Archivmaterial und eigene Fotografien, verdeutlicht einmal mehr die die Relevanz von Umweltthemen und das Potential von Fotografie.
Kowloon Walled City war ein Stadtteil in Hongkong mit lange ungeklärtem rechtlichen Status. Ursprünglich ein Militärposten der Chinesen wurde sie, 1898 von Großbritannien gepachtet, zur chinesischen Enklave und wurde unkontrolliert mit bis zu 14-stöckigen Hochhäusern dicht bebaut (1987 lebten 33.000 Menschen auf einer Fläche von knapp 0,027 km²), in denen Geschäfte, Schulen, Handwerksbetriebe, Arztpraxen aber auch Drogenhandel und Prostitution existierte; und wurde zum anziehenden, inspirierenden Ort auch für Künstler oder Filmemacher; für andere vielleicht eher ein Ort der Angst? (Foto: Ryuji Miyamoto)
Eine wesentliche Rolle bei aktuellen Demonstrationen und Protesten spielt auch der Rapper ECD (Yoshinori Ishida), der seit 1993 als einer der Pionier des japanischen Underground Hip Hop gilt. Er schrieb den Text in Rody Shimazakis aktuellem Buch.
Der Fotojournalist Kikujiro Fukushima hat die Nachkriegsgeschichte Japans fast vollständig dokumentiert: Hiroshima, Studentenproteste der 1960er-Jahre, Diskriminierung von Minderheiten, der Kampf der Bauern gegen den Flughafen Narita, die Quecksilbervergiftung in Minamata und auch noch die AKW-Katastrophe von Fukushima. Am 11. September zeigen wir im Filmprogramm des Festivals den Dokumentarfilm von Saburo Hasegawa über das Leben und Werk von Kikujiro Fukushima.
Der japanische Fotograf Rody Shimazaki fotografiert seit einigen Jahre die Proteste in Japan und auch Süd Korea. Demonstrationen in Tokyo gegen die japanische Regierung, Aktionen in Okinawa, für einen Abzug der amerikanischen Armee, Queer-Paraden in Seoul besucht er als Teilnehmer und Dokumentarist. Gerade ist ein Buch von ihm erschienen. Vielleicht ein würdiger Nachfolger des 2015 verstorbenen Fotografen Kikujirō Fukushima.